
Stellen wir uns ein kleines Reihenhaus mit drei Stockwerken vor. Irgend jemand fand es witzig, dass der einzige funktionierende Telefonanschluss unter dem Dach liegt. Das pralle Internetleben tobt dagegen im Erdgeschoss. Da liegen dann in direkter Linie etwa 10m mit zwei dicken Betondecken, offenem Treppenhaus und real um alle Ecken insgesamt fast 30m dazwischen. WLAN vom Router oben bis zum Wohnzimmer war schwach und sehr langsam.
Ganz Old-School lag über viele Jahre ein festes Gigabit-LAN (Flachkabel in selbstklebendem Kanal auf Putz). Innerhalb des Kabelnetzes pro Etage dann Access-Punkte (AP) mit einigen RJ45-Anschlüssen und jeweils eigenem WLAN. Das Netz wurde erfolgreich kaputt gemacht (Kabel gekappt). Was nun?
Option 1: Kabel
Nie verkehrt. Ein festes Kabel ist stets die störungssicherste Verbindung mit konstanter Geschwindigkeit. Nachteil ist, dass man eh leistungsstarke WLAN-Netze benötigt. Gefühlt hat heute jeder Toaster WLAN-Verbindung zu seiner App. Im Pandastall tummeln sich 15 Geräte mit Internetverbindung und das sind nur die, denen das auch erlaubt wurde. Viele davon kann man nur noch über WLAN verbinden. Daher mal schauen, was die Alternativen sind. Ohne mehrere Kabelabschnitte jeweils mit Switch/Access Point zu legen.
Option 2: Power-LAN
Hier wird das Netzwerksignal nicht über ein eigenes Kabel im Haus verteilt, sondern als hochfrequentes Signal auf das Stromnetz gelegt. Power-LAN Dose in eine Netzdose, etwas Knöpfchendrücken zum Koppeln und fertig ist ein hausumspannendes LAN ohne Kabel und dazu sogar recht sicher.
Nachteil dieser Lösung ist neben oft recht niedriger Geschwindigkeit, dass sie entweder gut oder nur sehr schlecht bis garnicht funktioniert. Der Strom muss einmal durch die Hausinstallation und den Sicherungskasten überwinden. Das klappt oder nicht. Zudem können elektrische Geräte die Verbindung regelmässig stören.
Es gibt auch Kombigeräte, die als Verbindung Power LAN verwenden und selber ein WLAN-Netzwerk aufbauen. Nicht schlecht, aber alte Erfahrungen mit Power-LAN waren nicht so toll im Pandahaus.
Option 3: WLAN mit Repeatern
Neben fest verlegtem LAN-Kabel ist der Einsatz von WLAN-Repeatern die häufigste Old-School-Lösung. Das Prinzip ist recht einfach: der (DSL/Kabel/Glasfaser) Router sendet sein WLAN-Netzwerk. Ein in etwas Abstand (zum Beispiel nächste Etage oder 3 Räume weiter) aufgestellte Repeater empfängt dieses Netzwerk und sendet es als eigenes Netzwerk weiter. Das kann man auch über mehrere Repeater kaskadieren, so dass man mehrere überlappende WLAN Netzwerke erhält.
Hier haben wir gleich mehrere Nachteile, weswegen immer ein Mesh zu bevorzugen ist:
- Das Durchreichen einer Verbindung zwischen den Netzwerken über den Repeater halbiert in der Regel die Datenrate und verdoppelt die Latenz (Antwortzeit). Ersteres ist immer doof, letzteres stört vor allem Gamer, die im Internet spielen.
- Ein mit einem der WLAN-Netzwerke verbundenes Gerät behält Verbindung zu diesem Netzwerk, bis gar nichts mehr geht. Selbst wenn das Gerät (z.B. Smartphone) inzwischen näher an einem anderen Access-Punkt ist. Dadurch hat das mobile Gerät unter Umständen eine schlechtere Verbindung als nötig.
- Mehrere WLAN-Netzwerke (neben denen die die Nachbarn schon senden) behindern sich gegenseitig was Datendurchsatz betrifft.
Option 4: WLAN-Mesh (Fritz Mesh)
WLAN-Mesh arbeitet im Prinzip wie der obige Repeater Aufbau, vermeidet aber einige Nachteile. Da eine FritzBox als Router vorhanden war, war die Entscheidung einfach nur die Wahl des/der FritzRepeater Modelle. Hier funken nun eine FritzBox 7590AX und zwei FritzRepeater 6000 über insgesamt drei Etagen. Das ist dann aber auch gleich die teuerste Lösung!
Was ist nun an einem WLAN-Mesh besonders? Hierzu gibt es bei AVM einige gute Erklärungen. https://avm.de/ratgeber/avm-erklaert-wlan-mesh-steering/🌍 erläutert die Vorteile eines Mesh recht gut.

Im Pandahaus sieht das Mesh dann wie oben aus (Oberfläche der FritzBox). Ein Repeater (unter dem Dach, Ghoul in the Attic 😂) und auf den Etagen darunter zwei Repeater, die hintereinander geschaltet sind. Das Mesh ist an dem Symbol mit drei verbundenen Punkten zu erkennen.
Die Besonderheit durchgezogene Linie zum ersten Repeater besprechen wir weiter unten.
Die FritzBox fungiert als Mesh-Master (Standard) und die anderen Geräte sind Mesh Repeater.
Vorteile:
- Alle mit einander gekoppelten Geräte (Repeater, Access Point) erzeugen gemeinsam ein WLAN-Netzwerk unter einem Namen. Ein Wechsel des Netzwerks je nach Position ist nicht mehr notwendig
- Die Verwaltung der Geräte erfolgt über die FritzBox, alle weiteren Geräte im Mesh nutzen dieselben Einstellungen und sogar Passwort
- Die Access Points teilen sich die Geräte im Netzwerk nach deren Bedürfnissen (Datenrate) auf und geben auch dynamisch Geräte ab, wenn auf ihnen zu viel los ist. Ein Gerät das selten genutzt wird landet dadurch an einem AccessPoint mit schwächerem Signal; wird also quasi geparkt. Ebenso Geräte die nur wenig Daten benötigen, wie zum Beispiel WLAN-Schaltdosen, eine Alexa etc.
Das ist nützlich, da jeder Access Point nur eine begrenzte Bandbreite (je nach Zahl der Antennen) anbieten kann und für jedes Endgerät wird ein Teil dieser Bandbreite reserviert. Auch wenn das Gerät inaktiv ist. - Die AccessPoint bauen untereinander eine separate WLAN-Verbindung auf, die nicht die Geschwindigkeit des Netzwerks für die angeschlossenen Geräte ausbremst. Wenn die FritzBox und FritzRepeater mehrere Sendeeinheiten (Antennen) haben, erreicht man erstaunliche Datenraten im Hintergrund. Oben sieht man 3Gbit zwischen den beiden Repeatern. Dagegen ist das LAN-Kabel zum Router eine lahme Ente.
- Die Frequenzbereiche 2,4 und 5Ghz werden in dem Mesh zusammengefasst und aktiv gesteuert. Manueller Eingriff oder Optimierung unnötig.
Falle Mesh Repeater Unterstützung
So hier funkt nun eine neue FritzBox als Router und Mesh Master. Da könnte man doch in Ecken, wo nicht die höchste Datenrate gebraucht wird, eine alte FritzBox einsetzen, statt einen neuen FritzRepeater anzuschaffen? Weniger Elektroschrott.
Leider unterstützen vor allem ältere Modelle WLAN Mesh als Repeater nicht. Tante Google bringt diese Seite von AVM: https://avm.de/mesh/faqs/welche-fritz-produkte-unterstuetzen-mesh/🌍 Das ist schon etwas ernüchternd.
Einrichtung – Die Reihenfolge ist wichtig
Die Dokumentation von AVM zur Einrichtung ist sehr gut. Dabei muss man aber auch das Kleingedruckte (siehe unten zu Kopplung) zwingend beachten. Ansonsten hat man ein Heimnetz, das scheinbar funktioniert aber nicht alle Repeater sind Teil des Mesh.
Einrichtung Router mit einem Repeater: https://avm.de/service/mesh/faqs/fritzbox-als-mesh-repeater-einrichten/dok2/1486_FRITZ-Repeater-im-Mesh-einrichten/🌍
Für eine WLAN Verbindung: https://avm.de/mesh/faqs/fritzrepeater-im-mesh-einrichten/dok2/194_FRITZ-Repeater-per-WLAN-ins-Mesh-einbinden/🌍
Die Kopplung der Box und Repeater erfolgt immer nach demselben Muster. Man beginnt mit der Kopplung von Router und erstem Repeater. Dann folgt die Kopplung von Repeater und nächstem Repeater. Wir gehen hier davon aus, dass eine FritzBox bereits als Router eingerichtet ist und das gewünschte WLAN-Netz sendet. Ebenso sollte der Router unter Heimnetz-Mesh-Mesh Einstellungen auf „Fritz!Box als Mesh Master“ stehen. Das ist die Standardeinstellung.
- Sicherstellen, dass der Repeater in Werkseinstellung ist (Neues Gerät oder Connect-Taste 15 Sekunden drücken)
- Den Repeater neben den Router oder vorgelagerten Repeater in der Kette stellen.
- Connect-Tasten an Router/Repeater und neuem Repeater nacheinander drücken. Das Koppeln dauert nur wenige Sekunden.
- Nach Kopplung des ersten Repeater mit der FritzBox ist der Repeater bereits Teil des Mesh.
Nachgelagerte Repeater müssen wie oben (Schritte 2-3) zusätzlich mit dem Router verbunden werden, damit der Router sie in das Mesh aufnimmt. Also 2x Koppeln: mit dem vorgelagertem Repeater und dann noch einmal mit dem Router. - Dann kann der neue Repeater an der Wunschposition aufgestellt werden
Wenn alles geklappt hat, erscheinen Router und Repeater wie oben im Bild mit dem Meshsymbol.
Um es noch einmal betonen, weil mir im Bekanntenkreis aufgefallen ist, dass diese Punkte überlesen wurden.
Bei der Kopplung müssen die beiden Fritz-Geräte physisch nebeneinander stehen. WLAN Verbindungsdistanz ist nicht relevant.
Ein Repeater muss mit dem vorgelagerten Repeater gekoppelt werden und zusätzlich mit dem Mesh Master, damit er im Mesh erscheint.
Die Sache mit dem LAN-Kabel
Die Verbindung zwischen Mesh Master und Mesh Repeater kann sowohl per WLAN, wie oben beschrieben, aber auch mit einem LAN-Kabel erfolgen. Ein LAN-Kabel hat den Vorteil, das Funknetz im Haus nicht zusätzlich zu belasten und eine Verbindung mit konstanter Geschwindigkeit zu garantieren. Der Nachteil ist, dass die üblichen FritzBoxen nur 1Gbit LAN-Ausgänge haben, während ein WLAN-Netz deutlich wenn auch schwankend mehr Durchsatz bereitstellen kann.
Sollten die Geräte im Heimnetz nur Internet nutzen, ist die Geschwindigkeit eigentlich egal. Da selbst Glasfaser in der Regel langsamer ist als der Durchsatz im Heimnetz. Anders sieht es aus, wenn sich im Heimnetz noch Server, Netzwerkfestplatten oder NAS (z.B. für Backups oder Video-Streaming) befinden. Da ist eine stabile hohe Datenrate schon angenehm.
Die Einrichtung mit LAN-Kabel sollte wie oben beschrieben zuerst per WLAN erfolgen. Danach kann man das Kabel anschliessen und den Repeater umstellen.
Jeder Repeater im Mesh hat auf seiner eigenen Konfigurationsseite (Achtung: Passwort des Routers/Mesh Master) unter Heimnetz Zugang-Zugangsart ändern die Wahl zwischen WLAN-Brücke und LAN-Brücke. Wenn man auf LAN-Brücke umstellt, wird die WLAN-Kopplung deaktiviert.